Der sorgsame Umgang mit LiPos ist essentiell. Falsch behandelte oder beschädigte Lipos können Feuer fangen oder explodieren. Wenn euch noch kein Lipo abgefackelt ist fliegt ihr zu soft.
Quadcopter werden meist von Lithium-Polymer-Akkumulatoren, kurz LiPo, mit Strom versorgt. Auf Grund hoher Energiedichte, gepaart mit leichtem Gewicht und hoher Entladerate haben sich LiPos und LiIon Zellen in unserem Anwendungsbereich durchgesetzt. Die genaue Zellchemie ist Betriebsgeheimnis der jeweiligen Hersteller. Grundsätzlich funktionieren jedoch alle Zelltypen gleich. Sie bestehen aus einer positiven und negativen Elektrode, sowie einem Elektrolyt dazwischen. Meist werden die Komponenten in Form von Folien hergestellt und anschließend gewickelt oder gefaltet. Zuführendes Stromkabel ran und fertig ist die Zelle. Mehrere Zellen, meist 4 oder 6 in Serie ergeben den fertigen Akku.
Li-Ion Akku #
Lithium-Ionen-Akkus bieten eine höhere Energiedichte und kann tiefer entladen werden als Lithium-Polymer-Akkus. Nachteil ist allerdings eine deutlich geringere Entladerate von typischerweise maximal 35C. Daher werden diese Zellen auf Long-Range-Quadcoptern eingesetzt, welche keine schnellen Manöver ausführen sollen, aber Ausdauer benötigen. Die häufigste Bauform ist die 18650er Rundzelle. Andere Maße wie 21700 sind ebenfalls verfügbar.
LiPo Akku #
Lithium-Polymer-Akkus bieten die höchste Entladerate bis 120C und mehr. Meistens werden die Zellen in quaderformiger Bauform aller möglichen Größen angeboten. Einsatzgebiet sind Freestyle- und Racing-Quadcopter aller Größen.
Li-Graphen-Polymer Akkus besitzen eine Graphen-Schicht, welcher die Hersteller die blumigsten Eigenschaften zuschreiben. Wirklich bewiesen ist eine Mehrwert im Bereich RC-Modellbau bisher nicht.
LiHV Akkus sind eine Abwandlung der LiPo Akkus welche eine höhere Ladeendspannung besitzen und so etwas mehr Energie speichern können als herkömmliche LiPos. Gern werden diese bei Whoops eingesetzt. Allerdings halten die Zellen deutlich kürzer und schaffen nur etwa 50 Ladezyklen bis es zu einem deutlichen Performance-Verlust kommt. 1S Whoop Akkus sind günstig und werden daher als Wegwerfartikel angesehen. Diese Technik bei den üblichen Flight-Packs von Quadcoptern einzusetzen geht schnell ins Geld und hat sich daher nicht durchgesetzt.
Am Rande seien eisenhaltige LiFePos erwähnt. Diese können voll geladen lange gelagert werden, haben jedoch keine hohen Entladeraten. Im RC Bereich sollten diese nur in Zubehör wie Funkfernsteuerungen oder Ground-Stations verwendet werden.
Eigenschaften von LiPos #
LiPos müssen wie alle Akkus gemanagt werden, damit man möglichst lange Freude an ihnen hat. Bei im Consumer-Bereich verbauten Akkus wird dies über ein BMS (Battery Management System) realisiert, welches gefährliche Zustände wie zu schnelles Laden/ Entladen, Zellendrift, Über/ Unterspannung und Verpolung verhindert. Dies ist jedoch mit den hohen Entladeraten, mit denen wir unsere LiPos betreiben, nicht ohne Weiteres möglich. Zudem würde ein BMS Zusatzgewicht bedeuten, was sich FPV Piloten gern sparen. Wir managen unsere Akkus selbst. Dazu ist eine Spannungsanzeige im OSD oder per Call-Out an der Funkfernsteuerung unabdingbar. Eine Strom-Verbrauchsanzeige (mAh) ist hilfreich, aber nicht unbedingt nötig.
Kleine Erinnerung bevor es weiter geht:
Strom = Stromstärke = gemessen in Ampere = 1A = 1000mAh
Spannung = gemessen in Volt = 1V = 1000mV
Hersteller Name und Typ #
Jeder Hersteller vertreibt meist mehrere Marken von Lipos und oft weiß man gar nicht welche Fabrik letztendlich dahinter steckt. Oft haben die Hersteller mehrere „Typen“ von Lipos im Angebot und von denen mehrere Versionen. Ob und inwiefern sich diese von einander unterscheiden ist meist nicht sonderlich transparent gestaltet. Hier ist Marketing alles.
Nennspannung #
Die Nennspannung eines Lithium-Polymer-Zelle wird meist mit 3,7 V angegeben. Multipliziert mit der Anzahl der Zellen (hier 6) ergibt sich die Nennspannung das Akkupacks.
Zell-Zahl #
Gibt an wie viele Zellen in Serie (also hintereinander) geschaltet sind. 1S, 2S, 3S, 4S, 5S, 6S oder mehr.
Bei FPV-Quadcoptern wird meist nur eine Zelle parallel genutzt. Manchmal nutzen Long-Range-Piloten auch Zellen parallel um nicht die Spannung, sondern die Kapazität zu erhöhen. So ergeben sich Bezeichnungen wie 1P (eine Zelle), 2P (zwei Zellen parallel), usw. Die genaue Bezeichnung eines 6S Akkupacks wäre eigentlich 6S1P (oder seltener verwendet 1P6S). Hat man einen Akku mit 4 Zellen in Serie und verdoppelt die Kapazität in dem man 4 weitere Zellen parallel dazu schaltet hat man in diesem Akkupack eine 4S2P Konfiguration.
Kapazität #
Gibt an wie viele mAh Stromstärke pro Stunde oder Watt pro Stunde in den Akku passen. Je mehr, desto größer und schwerer ist der Akku natürlich. Wie genau die Kapazität ermittelt wird behalten die Hersteller für sich. Ein genauer Vergleich nur anhand des Etiketts ist nicht möglich, da jeder Hersteller mehr oder weniger schönt.
Entladerate #
Gibt die mögliche Entladerate im vielfachen der Kapazität an. 1C entspricht 1A Entladestrom bei 1000 mAh Kapazität. Das entladen dauert also eine Stunde. Beispiel oben: der Akku schafft eine maximale Entladerate von 120C, entspricht dem entladen in 1/120tel einer Stunde. Der Akku wäre theoretisch 30 Sekunden leer. Dies bedeutet er schafft es einen Spitzen-Entladestrom von 120*1,55Ah abzugeben = 186A!
Manchmal sind auch keine oder gar mehrere Lade/ Entladeraten auf dem Akku angegeben. Hier muss man sich informieren was gemeint ist. Einige Hersteller geben Empfehlungen zur maximalen Laderate (z.B.: 5 C an). Manche Hersteller geben eine maximale Entladerate die über wenige Sekunden gehalten werden kann (maximum peak current rate) und maximale Dauerentladerate (über zum Beispiel 30 Sekunden) (maximum sustained current rate) an. Zum Beispiel steht dann 80C/120C auf dem Akkupack. Man kann sich also nur sehr bedingt auf diese Zahlen verlassen. Manche Hersteller neigen beim C-Rating zu Übertreibungen.
Grundsätzlich gilt: je höher die Entladerate, desto mehr Stromstärke kann der Akku abgeben. Die Entladerate ist meist das, was den Quadcopter beim langen Beschleunigen als erstes einbremst. Fällt die Spannung unter Vollgas ab schafft der Akku nicht genug Strom abzugeben. Es ist ein Akku mit höherer Entladerate oder mehr Kapazität gefragt.
Innenwiderstand #
Der Innenwiderstand gibt Aufschluss über die Qualität und zu erwartende Lebensdauer des Akkus. Diese kann an jedem Smart-Charger gemessen werden, liefert dabei aber bezogen auf die absolute Zahl nur unzuverlässige Werte. Man kann Akkus nicht an verschiedenen Smart-Chargern vergleichbar messen, da hier die Abweichungen zu groß sind. Besser ist es manuell zu messen. Dazu lädt man den Akku voll auf (4,2V) = Leerlaufspannung und belastet ihn dann mit einer konstanten Last (24V 100W Glühlampe an einem 6S Akku) = Lastspannung.
Beispiel (4,2V – 4,11V) / (100W / 24V ) = 0,09V / 4,17A = 0,0215 Ohm oder 21,5 mOhm
4-40 mOhm = Akku gut, 50-100 mOhm = Akku noch verwendbar, 100 mOhm Akku zum entsorgen.
Ladetechnik #
LiPos werden mit einem kominierten Verfahren aus Konstantspannung und Konstantstrom geladen. Zunächst wird eine konstante Spannung bis ca. 4,1V angelegt. Ist dieser Punkt erreicht wird die Spannung gedrosselt und mit einem konstanten Strom die Zelle zu Ende geladen. Da in einem Akkupack meist mehrere Zellen in Serie verbaut sind und jede unterschiedlich schnell lädt werden die Zellen verschieden lang zum laden benötigen. Daher ist ein balancieren der Zellen am während und am Ende des Ladeprozesses nötig. Dabei wird der Akku über das Hauptkabel (main lead) weiter geladen, während über den Balancer-Anschluss (kleine Kabel) die schon vollen Zellen wieder entladen werden. All dies wird von eurem Smart-Charger automatisch erledigt. Je höher die „Balance-Current“ ist, desto schneller wird das Balancing durchgeführt und desto schneller ist der Akku Einsatzbereit. Achtet beim Kauf des Smart-Chargers also auch auf eine ausreichend hohe Balance-Current, optimal 1,6A.
Smart-Charger benötigen Gleichspannung (DC) zum arbeiten. Manche (unten links) haben einen Transformator eingebaut und können mit Wechselspannung (AC) aus der Steckdose betrieben werden. Andere müssen über ein Netzteil (oben links) mit Gleichspannung versorgt werden. Nützlich sind Lader mit mehreren Kanälen oder mehrere Lader um eure Säcke voll Akkus schonend zu laden ohne ewig warten zu müssen.
Richtige Handhabung #
Da unsere LiPos kein BMS besitzen müssen wir uns selbst um die richtige Handhabung der Lipos kümmern. Wichtigster Parameter ist die Zellspannung. Folgende Werte beziehen sich auf die Leerlaufspannung, also Spannung ohne Last am Akku.
Voller Akku = 4,2V
Lagerspannung = 3,85V (alles zwischen 3,7 und 3,9V ist ok)
leerer Akku = 3,5V
kritischer Akku = 3,3V
fast tot = 3V
unter 3V – tiefentladener Akku – kann man versuchen zu laden und zu retten, wird eher zum entsorgen sein
unter 2,8V – Akku entsorgen
Typische Lastspannung im Flug:
Voller Akku = 4,2V
niedrige Spannung = 3,7V
langsam mal landen = 3,5V
Notlanden, Copter zu Fuß holen = 3,3V
du tötest den Akku = 3V
Siehe auch: Lipotabelle für die Hosentasche.
Folgende Kurve zeigt ungefähr die verbleibende Kapazität in Bezug auf die Lastspannung im Flug:
Landespannung #
Wann lande ich am besten? Im Flug hat jeder schon mal bemerkt, dass Akkus ab einer bestimmten Spannung ziemlich schnell abfallen (engl.: sag). Dies ist der Punkt an dem der Akku überlastet ist und ihr solltet landen. Ein zweiter Faktor ist der Zustand des Akkus 15 Minuten nach dem Landen. Ist die Spannung der Zellen sehr niedrig (unter 3,2V) oder liegt diese sehr weit auseinander, war der letzte Flug sehr anstrengen für euren Akku und ihr solltet bei 0,1V höherer Lastspannung landen. Optimal ist eine Leerlaufspannung von 3,5V ohne nennenswerte Unterschiede zwischen den Zellen. Als Faustregel sagt man, dass 0,1V * Anzahl der Zellen Unterschied zwischen den Zellen nach dem Landen normal sind. Beispiel: in einem 6S Akku sind nach dem Landen Unterschiede von 0,6V von größter zu kleinster Spannung ok. Hier nutzt man natürlich nicht die letzten paar % Kapazität voll aus, aber der Akku wird länger halten.
Lagerung #
Benutzt man den Akku länger als 24h nicht, so sollte man diesen auf Lagerspannung (Storage-Charge) bringen = 3,85V (alles zwischen 3,7 und 3,9V ist gut). Hier kann man den Akku problemlos über längere Zeit ablegen. Trocken, dunkel und bei Keller- bis Raumtemperatur (15-20°C), halten LiPos am längsten. Sicher ist sicher, nutzt einen ordentlichen Ladecontainer! Lasst eure Akkus niemals voll oder leer längere Zeit liegen.
Laden #
Das laden sollte stets per Smart-Charger erfolgen. Eine schonende Ladung erfolgt mit 1C, also der einfachen Kapazität eures Akkus. (Steht 1300mAh auf dem Akku stellt ihr 1,3A Ladespannung ein.) Hier benötigt ein leerer Akku etwa eine Stunde bis zur vollen Ladung. Soll es auf dem Flugfeld etwas schneller gehen, kann man auch mit 2C oder 3C laden. Höhere Laderaten verkürzen die Lebensdauer eures Akkus. Von hohen Laderaten wie 5C und mehr rate ich dringend ab. Ladet nur unter Aufsicht!
Hier seht ihr ein Beispiel einer typischen Ladeanzeige eines Smart-Chargers. Gehen wir die Anzeige von oben nach unten durch. Der Lader lädt einen Akku seit 8 Minuten und 27 Sekunden. Der Akku ist ca 35% geladen. Geladen wird mit einer Stromstärke von 1,5A. Die bereits in den Akku übertragene Leistung beträgt 196mah. Als Ladeprofil hat der Nutzer einen 6S Lipo definiert (was der Lader damit genau macht wird in der Firmware des Smart-Chargers programmiert). Jede Zelle hat aktuell Zellspannung von 3,80V .
Ah, ok. Der Akku war noch voll.
Parallel-Laden #
Möchte man sich das lästige Umstöpseln sparen und schnell einen Sack voll Akkus laden bieten sich Parallel-Boards an. Hier schaltet man die Zellen 1, 2, …, 6 aller Akkus zu einer Zelle zusammen und läd gleichzeitig. Einziges Problem: man kann die Zellen nicht individuell balancieren.
Das parallele Laden von mehreren Akkus an einem Ladegerät ist ohne Probleme möglich, wenn man einige Dinge beachtet. Zunächst benötigt man ein Parallel-Charging-Board an dem man mehrere Akkus anstecken kann. Schlechte Boards haben keine Sicherungen, die meisten zumindest Sicherungen an den XT60/XT30 Terminals. Richtig gute Parallel-Charging-Boards haben Sicherungen auch an den Balancer-Anschlüssen.
Geladen werden dürfen nur Akkus gleicher Zellzahl, also mit gleicher Spannung. Auch darf die Spannung von Akku zu Akku und von Zelle zu Zelle nicht unterschiedlich sein. Als maximalen Unterschied kann man 0,1V pro Zelle akzeptieren. Zwei 6S Akkus dürfen also maximal 0,6V auseinander liegen. Man kann Akkus gleicher Spannung und unterschiedlicher Kapazität mischen (z.B.: 6S 1550mAh und 6S 1300mAh bei gleicher Zellspannung). Mischt niemals Akkus unterschiedlicher Spannung, das heißt mit verschiedenen Ladezuständen oder verschiedener Zellzahl!
Daraus folgt, dass man leer geflogene Akkus meist nicht parallel laden kann, da hier die Zellen zu unterschiedliche Spannungswerte aufweisen. Leer geflogene Akkus lade ich immer individuell zunächst auf den kleinsten gemeinsamen Nenner (zum Beispiel 3,7V pro Zelle inklusive balancieren) und dann zusammen am Parallel-Board voll auf. Alternativ kann man über mehrere Lader laden.
Sicheres Vorgehen:
- jeden Akkupack individuell auf Storage-Spannung laden und balancieren (3,85V pro Zelle)
- Spannung jedes Packs einzeln überprüfen (Zellspannung nicht zu weit auseinander, alle Packs gleiche Spannung?)
- alle Akkupacks per Hauptkabel am Parallel-Board anschließen (Ausgleichsströme nicht über Balancer-Kabel leiten)
- Balancer-Kabel anschließen
- Parallel-Board an Lader anschließen
- Ladestrom = Anzahl Packs * 1C * Kapazität in Ah
Beispiel: 8 Packs a 1,55Ah = 8*1*1,55 = 12,4A
Laden mit vielen kleinen Ladern #
Alternativ kann man auch 3 oder 4 kleine Lader kaufen und einfach jeden Akku einzeln an einen kleinen Lader hängen. Ladet den Akku nicht sofort nachdem er vom Himmel kommt. Der Akku ist noch warm und die Chemie in den Zellen arbeitet noch. Lasst den Akku erst einen weiteren Flug lang ruhen. So hat nutzt man auf dem Feld (mit Stromversorgung) die Akkus effizient und schonend durch.
Sicheres Vorgehen, Laderate etwas erhöht auf 2C:
- Copter fliegt mit Akku A, landen, mit Akku B weiter fliegen
- Akku A ruht solange ihr mit Akku B fliegt
- Copter landet, Akku A kommt an den Lader, Akku B ruht, mit Akku C weiter fliegen
- Copter landet, Akku A lädt noch, also lasst ihr Akku C ruhen, mit Akku D weiter fliegen
- Copter landet, Akku A ist voll, Akku B kommt an den Lader, Akku C ruht weiter, Akku D ruht, mit Akku A weiter fliegen
Bei diesem Vorgehen ist es hilfreich wenn der Smart-Charger eine hohe Balance-Current von 1,6A hat, da das laden dann schneller abgeschlossen wird. Man benötigt dann 4-6 Akkus für ununterbrochenes Flugvergnügen. Hat man mehr Akkus und zwei oder drei Lader kann man Akkuschonender mit 1C laden. Dies verlängert die Lebensdauer der Akkus erheblich.
Für Viel-Flieger lohnt sich eine Kombination aus beiden Varianten. Am Anfang des Flugtages werden die Akkus gesammelt parallel voll geladen. Während des laufenden Betriebs lade ich individuell mit kleinen Ladern. Vor der Mittagspause lade ich dann nur noch auf 3,7V voll um dann, über Mittag, alle Akkus parallel voll zu laden. Man spart sich hier das alle 10 Minuten latschen zum Ladepunkt. Am Nachmittag wird während des laufenden Betriebs individuell geladen, gegen Ende des Tages dann nur noch auf 3,85V Lagerspannung. Am Ende vom Tag lade ich zu Hause dann die restlichen Akkus auf Lagerspannung.
Whoop-Akkus #
Ladetechnik #
Whoop-Akkus kann man mit den kleinen billigen USB-Ladern sehr gut laden. Allerdings besitzen diese keine Storage-Funktion. Es empfiehlt sich daher am Ende des Tages die Akkus auf ungefähr Storage-Niveau zu fliegen. Meine 300mAH 1S Whoop Akkus kann ich leer 7 Minuten an solch einen Lader hängen, anschließend sind sie auf Storage-Niveau. Macht euch die Mühe und lagert auch die kleinen Whoop-Akkus richtig, damit ihr lang an denen Freude habt. Gerade LiHV Akkus mögen längere Zeiten vollständiger Ladung oder Entladung nicht.
Etwas mehr Luxus bieten richtige Whoop-Charger die auch Entlade oder eine Storage-Charge Funktion mitbringen. Beachtet das Whoop Akkus mit LiHv-Akkus sind.
Wer keinen Charger kaufen will kann sich auch für den Lader der „großen“ Akkus ein Kabel selbst löten oder kaufen. Hier werden 4 oder 6 Akkus seriell über die Multi-Zellenfunktion des großen Laders geladen. Beachtet das ihr hier nur ungefähr gleich leere Akkus anschließen solltet, da gute Ladegeräte bei zu unterschiedlichen Ladeständen eine Fehlermeldung ausgeben. Nachteil ist, dass man immer die volle Anzahl Akkus auf das ungefähr gleiche Niveau runter fliegen muss um solch ein Kabel sinnvoll zu verwenden.
PH2.0 hollow pin, solid pin; BT2.0; GNB27 oder XT30? #
Achtet beim Kauf darauf, dass der Anschluss am Whoop mindestens ein PH2.0 solid Pin ist. Diese bestehen vollständig aus Metal. Folded Pins sind gerollte/gefaltete „Bleche“ und leiten durch den erhöhten Widerstand schlechter. Diese solltet ihr ersetzen. PH2.0 solid Pin kann an Whoops mit 1S 5A ESCs oder 2S 10A ESCs ohne Probleme genutzt werden. Sind die ESCs größer dimensioniert sollte man auf modernere Stecker umschwenken. PH2.0 leitet bis ca 9A mit solid Pins. Darüber würde ich bei leichten Whoops GNB27 empfehlen. XT30 ist für Toothpicks und Ultralights gedacht, da kaum ein Whoop dauerhaft 30A oder mehr zieht. BT2.0 wird exklusiv über BetaFPv vertrieben und deren Akkus haben eine schlechte Performance. An NitroNectar Gold kommen fast nur die Tattus ran, leider sind beide teuer und schwer zu bekommen. GNB Akkus tun es auch, sind gute bis sehr gute Mittelklasse. Leider schwankt hier die Qualität etwas. Schaut, dass ihr passende Akkus mit eurem Anschluss findet. Nutzt keine Adapter von zum Beispiel Ph2.0 auf BT2.0, da ihr den Widerstand der beiden Stecker addiert. Ihr müsst euch leider für ein Steckersystem entscheiden. Weiterführende Infos zu den Steckertypen findet ihr hier:
Akku Pflege #
Akkus sind teuer und sollten lange halten. Die Nutzung auf FPV-Quadcoptern ist allerdings hart: hohe Entladeströme, Crashes. Eine pflegliche Nutzung erhöht die potentielle Lebensdauer und spart Geld ohne Performance-Einbuße. Ich lasse mal weg, dass man den Quadcopter nicht mit Akku voran voll Stoff in den Boden rammen sollte.
Kaufentscheid #
Gute Akkus halten länger, kosten aber im Zweifel auch mehr Geld. Wie bei allen Kaufentscheidungen: lasst euch von FPV-Kollegen aus der Umgebung beraten und hört auf unabhängige, ungesponserte Reviews. Leider findet man die auf Youtube selten. Kaum ein Youtuber beurteilt Akkus nach Lebensdauer. Wichtig ist die Zusammenstellung der Zellen im Werk. Die Entladeeigenschaften der Zellen in einem Akkupack sollten so nah wie möglich aneinander liegen um wenig Zellendrift zu haben. Teurere Akkus sind meist einfach aufwendiger sortiert und im Werk sind höhere Ansprüche an die Zellen die verbaut werden gestellt worden. Hände weg von billigen Akkus, mittleres Preissegment sollte es schon sein. Die Leistungsabgabe des Akkus ist meist der Flaschenhals am Quadcopter, wer hier spart, spart an der falschen Stelle. Ob es die teuren Top-Marken sein müssen? – Sicher nicht, aber die werden nicht ohne Grund viel bei Wettkämpfen geflogen und trotz des hohen Preises gut verkauft.
4S oder 6S – bald 8S? Bei gleicher Kapazität und Verbrauch wird die Last auf mehr Zellen verteilt. Je mehr Zellen verbaut sind, desto weniger wird die einzelne Zelle belastet. Ein 4S Akku wird bei gleicher Nutzung eine kürzere Lebensdauer haben als ein 6S Akku.
Vermeidung kritischer Ladezustände #
Wichtigster Punkt in der Akkupflege ist das rechtzeitige Landen. LiPos mögen Tiefentladung gar nicht. Liegt die Spannung der einzelnen Zellen nach dem landen weit auseinander seid ihr zu spät gelandet. Verzichtet auf die letzten paar Prozent Kapazität und landet etwas eher. Haben alle Zellen nach dem Landen etwa die gleiche Spannung (+/- 0,2 V) seid ihr auf der sicheren Seite. 3,5V ist für die meisten Akkus ein guter Wert zum landen (mit etwas Spielraum für faule Menschen um noch heim zu fliegen). Ab 3,3V würde ich lieber laufen und den Quadcopter holen.
Wählt einen ausreichend großen Akku. Natürlich kostet ein größerer Akku mehr Gewicht, aber er kann auch mehr Stromstärke liefern. Sackt die Spannung im Flug bei gängigen Manövern ab, so ist der Akku dem Stromverbrauch eures Quadcopters nicht gewachsen. Eine Möglichkeit ist ein größerer Akku oder Propeller mit weniger Pitch oder ein Throttle-Cap in Betaflight/ der Funkfernsteuerung. Ein sag-ender (vom engl. „to sag“) ist wie ein quietschender Reifen beim Beschleunigen eures Autos: ein Hilferuf. Das System ist an der absoluten Belastungsgrenze. Der Akku verschleißt vorschnell.
Überladet euren Akku nicht. Manche stellen am Lader eine Endspannung von 4,3V oder mehr (LiHV-Ladeprofil) ein um ein paar Prozent mehr Kapazität aus dem Akku zu quetschen. Dies kostet Lebensdauer und, wenn ihr Pech habt, fängt der Akku beim laden Feuer.
Temperatur #
Bei kalten Temperaturen kann der Akku schlechter Strom abgeben. Wärmt an kalten Tagen (unter 10°C) euren Akku vor. Ich stecke den Akku einfach in die Jackeninnentasche. Andere kaufen oder bauen sich tolle Wärmekoffer. Bedenkt, dass Akkus aber nicht über 50°C warm werden sollte. Lasst sie also an einem heißen Sommertag nicht in der prallen Sonne liegen.
Ruhen lassen #
Nach einem Flug ist der Akku etwas warm. Lasst ihn zunächst 10-15 Minuten zum abkühlen und ausgleichen der verschobenen Zellchemie liegen, bevor ihr ihn an den Lader hängt.
Deformierter/ geblähter/ defekter Akku #
Kein Akku hält ewig. Kleine Dellen, kleine eingedrückte Stellen sind in der Regel kein Problem. Fasst den Akku nach dem Flug an: er sollte maximal handwarm sein. Ist eine Zelle deutlich wärmer als die anderen oder aufgebläht sortiert den Akku aus. Fragt eure FPV-Kollegen, manche recyceln die „guten“ Zellen oder nutzen die für andere Projekte. Ist der Akku grob deformiert, dann ist er ein Fall zum entsorgen. Ihr seid euch unsicher? Entsorgt den Akku. Keine 20-40€ dieser Welt die ich an einem Akku spare sind mein Haus und das Leben meiner Familie Wert.
Euch schon? Ok: Ladet im freien auf einer feuerfesten Unterlage (Fliese) mit einem Verlängerungskabel und testet den Akku beim nächsten Flug. (Ruhiger Schlaf mit dem Ding im Haus?)
Akkus richtig entsorgen #
Habt ihr euch entschieden einen Akku auszusortieren so könnt ihr den an jeder Sammelstelle für Altbatterien (Supermarkt, Wertstoffhof) etc. einfach abgeben. Alle Händler, die baugleiche Batterien verkaufen, müssen diese kostenfrei zurücknehmen, auch wenn diese dort nicht verkauft wurden. Ein Versand defekter Akkus ist nicht zulässig. Ein Entladen ist nicht nötig, aber nett wenn ihr das tut. Entladet den Akku am Ladegerät so weit wie möglich. Manche Lader bieten eine Kill-Funktion zum entladen bis 0V an. Wollt ihr die Stecker weiter nutzen so isoliert nach dem einzelnen Durchtrennen jeden Kabels dieses gut mit Isolierband. Lasst den Unfug mit in Salzwasser einlegen und ähnliches.
Akkus versenden #
Keine Rechtsberatung. Angaben nach bestem Wissen und Gewissen. Gilt nur für Privatpersonen, nicht für Händler.
Da die Luftfracht stark kontrolliert wird und es viele Vorschriften zu beachten gibt ist ein internationaler Versand nur schwer für Privatleute möglich. Meist fordern Logistiker auch Geschäftskundenverträge.
Ein nationaler Versand ist möglich. Ein Akku bis 4 Zellen und/ oder maximal 2 Akkus sind nicht kennzeichnungspflichtig. Alles darüber darf mit einer Gesamtkapazität von 100Wh gekennzeichnet per Paket versendet werden. Die Kapazität eines Akkupacks errechnet sich wie folgt:
Ein Aufdruck des UN3481 Kennzeichens in Farbe mit einer Größe von 12 cm x 11 cm ist Pflicht.
Die Akkus müssen einzeln in Folie verpackt sein und durch einen Sturz von 1,2m Höhe weder beschädigt werden, noch im Paket verrutschen. Luftpolsterfolie und eine formschlüssige Verpackung erfüllt diesen Zweck.
Erfragt genaue Regelungen beim Versandunternehmen. Der Absender ist gesetzlich für die Einhaltung der Vorschriften und den sicheren Transport von Lithiumbatterien verantwortlich.
Mythos spontane Entzündung #
Warum explodieren FPV-Quadcopterakkus nicht spontan? Man ließt es immer wieder: E-Bike oder E-Scooter entzündet sich spontan und eine Wohnung brennt aus…
Quadcopter Akkupacks werden in der Regel sorgsam gehandhabt und korrekt gelagert. Integrierte Akkus von E-Bikes und Scootern eher nicht. Unsere Akkuzellen sind elektrisch von einander isoliert, sobald der Akku gelagert wird. E-Bike-Akkus haben zwar ein BMS, aber dies überwacht in den seltensten Fällen jede einzelne Zelle. Meist ist in einer 10S5P-Konfiguration des EBike-Akkus nur jeder einzelne Zellenstrang überwacht. Kann eine Zelle keine Spannung mehr aufnehmen werden die anderen 9 Zellen kompensieren und entsprechend warm, manchmal bis zum Brand. Zudem besteht eine Verbindung zwischen den Zellen über das BMS. Liegt hier ein Defekt vor kann es zu Kurzschlüssen kommen. Viele eBike-Besitzer sind sich der Gefahr eines verdeckten Schadens nach Sturz nicht bewusst. Klar hat die Plastikabdeckung des 600€ teuren Akkus nur einen kleinen Riss – geht schon noch. Das eine Zelle deformiert ist merkt der Besitzer nicht. Einen eBike-Akku in einem feuerfesten Lagerbehälter habe ich noch nie gesehen. Die allermeisten FPV-Piloten lagern ihre Akkus ordentlich in einem Bat-Safe oder ähnlichem Behälter.
Natürlich ist kein Akku 100% sicher. Auch unsere FPV-Lipos können sich entzünden. In den allermeisten Fällen liegt jedoch eine fehlerhafte Handhabung oder eine Beschädigung nach Auslieferung ab Werk vor. Geht sorgsam mit eurem Equipment um und nutzt sichere Lagerungsmöglichkeiten. So minimiert ihr das Risiko.