Fängt man mit dem Hobby FPV-fliegen an sind Reparaturen immer mal nötig. Es heißt nicht umsonst build – fly – crash – repeat. Möchte man selber einen Copter komplett aufbauen ist eine entsprechende Werkzeugausstattung notwendig. Dieser Artikel beschreibt einige Erfahrungen mit Werkzeugen die ich selber nutze. Mit den Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, das nicht alles was angeboten wird und schön aussieht auch gut ist.
Auf großen Verkaufsplattformen findet man häufig günstige Angebote – aber oft lautet die Devise: billig kaufen – zweimal kaufen! Häufig findet man auf großen Plattformen solche Angebote: „Lötkolben Set bestehen aus Lötkolben, Ersatzspitzen, Werkzeug set, Lötzinn, …“ für 19,99€. Ersatzteile sind nicht beziehbar (Lötspitzen sind Verbrauchsmaterial), das Werkzeug ist billiger China-Kram und der Lötkolben hält nicht das was er eigentlich verspricht. Oft ist eine Regulierung der Temperatur häufig gar nicht möglich oder sehr ungenau.
Für Schraubendreher, Zangen, etc. gilt häufig das Gleiche. Lieber nur 3-4 Teile die man wirklich benötigt und vernünftig sind kaufen, als ein Set mit 128 Teilen von denen man nur 10 benötigt und die dann nach 5 Mal nutzen ausgeleiert sind.
Disclaimer: Da wir hier keine explizite Werbung für Produkte machen möchten und auch keine Affiliate Links verwenden sind nur Bilder im Artikel in der Verwendung. Wo ihr das beziehen könnt, erfragt bitte über entsprechende Suchmaschinen.
Lötkolben und Zubehör #
Ein Lötkolben gehört zur Grundausstattung in diesem Hobby. Es passiert sehr schnell das sich ein Kabel löst und wieder angelötet werden muss. Da sich die Bauteile bei Coptern relativ klein sind bedarf es eines Lötkolbens, der auf der einen Seite handlich ist, austauschbare Spitzen hat und relativ schnell aufheizt (< 1 min sollte schon sein).
Grundsätzlich gilt für Lötkolben: stufenlose Einstellbarkeit der Lötspitzentemperatur. In unserem Bereich benötigen wir Löttemperaturen zwischen 300-350°.
Lötstationen #
Hatte ich eine lange Zeit auch. Zwischenzeitlich bin ich umgestiegen. Eine Lötstation (wenn vernünftig) stellt eine Reihe von sinnvollen Funktionen zur Verfügung. Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit Ersa (Top-Produkte) und Aoyue gemacht – wobei letztere eine „Billig-Lötstation“ ist – die aber trotzdem drei Jahre ihren Dienst bestritten hat. Einige Lötstation haben brauchbare Zusatzfunktionen wie z.b. Heißluft (sehr gut zum Schrumpfen von Schrumpfschlauch). Die Feuerzeug-Methode sollte möglichst vermieden werden, da viel zu heiß. Mit dem Lötkolben schrumpfen geht das auch, ist aber für die Lötspitze nicht gut. Gute und günstige Lötstationen liegen einem Preissegment von 70-150€.
Einzellötkolben #
Ich bin auf diese Art Lötkolben umgestiegen. Der Vorteil liegt klar auf der Hand, klein, handlich und gut nutzbar. Aus meiner Sicht aber wichtig: ein Lötkolben der nicht 220V betrieben werden muss, sondern der mit 12-24V. Vorteil: man kann diese Lötkolben auch mit zum Flugfeld nehmen und vom Lipo betreiben. Nichts ist schlimmer, als das beim ersten Flug ein Kabel abreißt und man keine Möglichkeit hat es zu reparieren.
Hier nun doch Werbung: mein klarer Favorit für solch einen Lötkolben ist der TS100. Fast Baugleich ist der SEQURE Mini SQ-001. Dieser super kleine Lötkolben kann mit 12-24V betrieben werden, heizt extrem schnell auf, hat eine Reihe von Lötspitzen und wiegt nur rund 80g. Ich verwende diesen Lötkolben für alle meine Elektronikarbeiten. Für die Lipo-Ansschlusskabel hat er aber etwas zu wenig bums. Meine alte Aoyue Lötstation hat ausgedient, dort nutze ich nur noch die Heißluft.
- Dual-Temperatur-Sensor
- Beschleunigungssensor
- Temperatur präzise und stabil einstellbar
- Sleep-Modus
- Aufheizzeit < 30sek auf 300°
Insbesondere der Sleep-Modus ist extrem gut. Durch den Beschleunigungssensor merkt der Lötkolben sobald er bewegt wird, das er wieder aufheizen muss – sehr – sehr gut
Nachteil:
Kosten rund 50-70€ – aber es lohnt sich
Technische Daten:
Leistung – 65W
STM32-Chip
Temperaturstabilität – ± 2%
Lötspitzenwiderstand gegen GND – <2O
Temperaturbereich – 100 ? – 400 ? (max)
Max. Betriebstemperatur – 40 ° C
OLED-Bildschirm
Micro-USB-Anschluss
DC5525-Anschluss 12-24V
Tipp: Hier wird alles getunt, selbst der Lötkolben. Die verbesserte Firmware IronOS von Ralim mit unzähligen zusätzlichen Features findet ihr hier.
Für diesen Lötkolben gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Lötspitzen. Aus meiner Erfahrung heraus empfehle ich drei Arten von Lötspitzen:
- TS-B2: hat eine kleine abgerundete Lötspitze. Gut für größere Lötpads (nicht für Lipo-Pads, bzw. ESC-Lötpads). Löttemperatur ca. 300°
- TS-C4: hat eine abgeflachte Lötspitze, perfekt für größere Lötpads wie Lipo-Anschlüsse und ESC-Motor-Pads. Löttemperatur bei diesen Pads 330-350°
- TS-I : Sehr spitze Lötspitze (Bleistift), insbesondere für kleine Lötpads, SMDs. Alles was klein ist. Löttemperatur ca. 300°
- Optional: TS-BC2: ist der kleine Bruder von der TS-C4 Spitze. Ideal bei Lötpads die mehr Temperatur benötigen aber nicht klitzeklein sind. Je nach Padgröße Löttemperatur 300-330°
Lötzinn #
Gewerblich darf nur noch bleifreies Lötzinn verwendet werden. Bleifreies Lötzinn ist aber schwerer zu verlöten und benötigt höhere Temperaturen. Im privaten Bereich darf weiterhin mit bleihaltigen Lötzinnen gearbeitet werden. Diese bieten bessere Fließeigenschaften als bleifreie Lötzinne. Achtet beim Kauf auf bereits im Lötzinn zugesetztes Flussmittel (Stichwort Rosin-Core). Die meisten nutzen 60Sn/40Pb, das heißt 60% Zinn und 40% Blei. Die optimale Temperatur beträgt 320-350°C. Achtet darauf die Pads korrekt zu erhitzen, das Lötzinn muss von allein auf dem Pad breitfließen. Nur dann verbindet sich das Lötzinn chemisch mit dem Kupfer des Pads und erzeugt eine solide, widerstandsarme Verbindung.
Die Dämpfe von Lötzinn sind atemwegsreizend und können Bindehautentzündungen oder Asthma bronchiale hervorrufen. Eine Absauganlage (oder sei es ein Ventilator) ist zu empfehlen.
Egal wie man sich entscheidet. Lötzinn sollte von guter Qualität sein und eine Durchmesser von 0,8-1,2mm haben. Gutes Lötzinn löst sich relativ schnell von der Lötspitze und fließt auf das Lötpad. Schlechtes Lötzinn klebt an der Lötspitze da häufig kein oder schlechtes Flussmittel verwendet wird. 1.2mm Lötzinn nur für große Lötpads wie ESC und Lipo-Anschluss. 0,8 für kleine Lötpads, 1,0 für mittelgroße Pads.
Zu empfehlen ist eine Lötzinnpumpe und Entlötlitzen (solder wick), Flussmittel als Paste/ Stift oder Flasche und eine Unterlage.
Silikon-Lötmatte #
Hatte ich viele Jahre nicht, lebte mit kleineren Brandflecken und es kokelte mal hier mal da. Seit kurze besitze ich eine Lötmatte mit einem großen Format. Kann das wichtigste Werkzeug dort einstecken, einige Felder sind magnetisch (Schrauben fliegen grundsätzlich auf den Boden und verschwinden in fremde Dimensionen). Lötsicher bis ca. 500°. Alles in Allem eine feine Sache und der absolute Tipp.
Schraubendreher #
Im Copter-Bau benötigt man Inbus-, Torx- und Kreuzschlitz-Schraubendreher. Schlitzschraubendreher eher selten. Alle der Schraubendreher sind eher klein. Bei den Inbus-Schraubendreher sind am meisten 1,5, 2,0 und 2,5er in Verwendung. Hier empfehle ich ein Set zu kaufen – aber kein Set für die Autowerkstatt.
Gute Erfahrung habe ich auch mit iFixit-Sets gemacht (nutze auch ein Bit-Set) – gute Qualität. Bei den Inbus-Schraubendrehern ist die Firma Arrowmax zu empfehlen. Die haben die einzigen Spitzen die ich bisher noch nicht rund bekommen habe. Nützlich sind auch elektrische Schraubendreher wie der Wowstick von Mi.
Zangen #
Bei den Zangen empfehle ich kleinere Flachzangen und auf jeden Fall einige kleinere Seitenschneider (Elektronik-Seitenschneider). Ein typischer Vertreter ist Knippex bei Zangen – gut aber deutlich teurer. Bei den kleinen Elektronik-Seitenschneidern kaufe ich mir beim Chinamann immer direkt 3-4 Stück für einen Stückpreis von 2-3 € – Wenn kaputt, dann den nächsten.
Von einem Freund, der für Zahntechniker Werkzeuge herstellt, habe ich eine Ligaturklemme geschenkt bekommen – Seit vielen Jahren mein Favorit in der Werkstatt. Diese gibt es in unzähligen Ausführungen und bieten einen sicheren Griff wenn kleine Kabel angelötet werden sollen.
Multimeter #
Ein Multimeterist universell in der Werkstatt einsetzbar. Über Widerstände, Spannung, Strom oder als Durchgangsprüfer perfekt für unsere Anwendungen nutzbar. Man benötigt kein Top-Markengerät. Folgende Funktionen nutze ich regelmäßig. Die Messpitzen sollten relativ spitz sein.
- Spannungs- und Strommessung
- Widerstandsmessung
- Dioden- / Durchgangsprüfung (Mit Tonausgabe)
- Kapazitätsmessung (seltener)
Hier ein Beispiel von einem Meßgerät, das alle obigen Punkte erfüllt und dazu auch noch günstig ist
Sonstiges – kleine und große Helferlein #
Pinzetten #
Ich persönlich arbeite gerne mit Pinzetten. Klemmende als auch „normale“ Pinzetten. Bei Pinzetten ist es besonders zu spühren – billige Blech-Pinzetten kann man auch direkt in den Mülleimer schmeissen. Sie verbiegen schnell. Die Spitzen laufen nicht exakt aufeinander oder sind schon von Beginn an verbogen.
Ich habe mir ein Set von diesen hier gekauft. Die klemmenden im linken Bild sind etwas groß, klemmen aber schon sehr deutlich. Die Rechten sind ein Set was ich mir mal gekauft habe. Die sind schon in Ordnung.
Lupe #
Als Brillenträger (und schon etwas älter) habe ich immer wieder Probleme, das ich die kleinen Dinge nicht mehr richtig sehe. Daher nutze ich seit einigen Jahren eine Lupe. 5-fache Vergrößerung und eine gute Ausleuchtung sollte man sich anschaffen. Ähnlich wie diese hier.
Die 3. Hand (oder noch mehr Hände) #
Häufig benötigt man mehr Hände, einfaches Beispiel – verzinnen von Silikonkabel – irgendwas rutscht laufend durch die Gegend und man kann es nicht fixieren. Kann man prima selbst bauen. Bei Krokodilklemmen darauf achten, das man welche mit einem Silikonüberzug bekommt. Sonst können schnell Beschädigungen auftreten. Übrigens diese Dinger heißen im Deutschen Knickschlauch und werden häufig bei CNC Maschinen für die Kühlung mit Bohr-/Fräswasser verwendet. Gibt es super günstig beim Chinamann. Der Rest ist selbsterklärend.
Blu Tack #
Blu Tack ist eine Klebemasse um Kabel oder kleine Teile wie Receiver beim Löten festzuhalten. Achtet aber darauf, dass das Zeug nicht zu heiß wird, sonst klebt es wie Kaugummi an der Platine.
Skalpell #
Über den Arzt/ Tierarztbedarf habe ich mir zwei Skalpelle mit unterschiedlichen Klingen gekauft. Sehr nützlich, wenn man kleiner Dinge wegschneiden muss – höllisch scharf – aber nützlich. Gibt es auch weniger Scharf bei den üblichen Händlern.
Schrauben & Muttern #
Ich habe mir über einen Online-Schraubenhandel ein Menge an Schrauben und Muttern gekauft. Alles Inbus M2, M2.5, M3.0 als Gewinde sind die meist verwendeten im FPV Copterbau. Bei den Längen fängt es bei 10mm und die größten (z.B. für einen Stack) sind 35mm. Im 100er Pack deutlich günstiger im Schraubenhandel als im 10er Pack häufig als „FPV Inbus Schrauben“ zu finden. Es gibt Stahl, Aluminium und Titanschrauben. Meist wird Stahl verwendet. Aluminium ist leichter, aber deutlich weniger Crashresistent. Titanschrauben sind das Optimum aber recht teuer. Des weiteren gibt es Flachkopf und Zylinderkopfschrauben. Ich würde dringend von Flachkopfschrauben abraten, da diese, gerade wenn an der Unterseite des Copters verbaut, schnell abschleifen und dann nicht mehr zu entfernen sind. Besser sind Zylinderkopfschrauben mit einem außen geriffelten Kopf.
Natürlich müssen Standoffs in verschiedenen Höhen erwähnt werden. Suchen kann man hier nach dem Stichwort m3 Standoff knurled. Für Senkkopfschrauben gibt es Buchsen, die aus Styling gründen kunterbunt eloxiert angeboten werden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Nylonschraubmaterial ist nicht stromleitend und bricht bei Belastung. Der Einsatz ist nur bei speziellen Coptern im Einzelfall indiziert. Am Stack sollte man Stahl-, Aluminium-, oder Titanschrauben verwenden und die Elektronik mit Silikondämpfern schützen.
Silikondämpfer #
Diese Dämpfer werden genutzt um den FC, ESC, VTX schwingungsarm zu befestigen. Gibt es in den Größen von M2 – M3. Meist werden ausreichend mit den Elektronikartikeln mitgeliefert. Sollte man aber mit dem Lötkolben rankommen oder nach dem Crash einen verlieren ist Ersatz immer gut.
Steckverbindungen #
Bei Coptern werden diverse Steckverbindungen genutzt. Leider gibt es hier keine einheitliche Norm. Jeder Hersteller macht das nach seinen Vorstellungen. Nachfolgend aber eine Auflistung der typischen Steckverbinder die man findet. Wenn man diese Steckverbinder selber herstellen möchte, benötigt man eine Crimpzange. Die kleinen Hülsen mit einer Zange am Kabel zu befestigen geht (manchmal), häufig ist das aber endet es aber mit einem Misserfolg. Passiert das in der Luft und es fällt ein wichtiges Bauteil aus (z.b. Empfängerkabel war schlecht gekrimpt, dann liegt der Copter schneller auf dem Boden, wie man die Brille vom Kopf bekommt). Alternativ kann man auch vorgecrimpte Kabel kaufen.
Die Lager sind hier geteilt. Es gibt einige die ausschließlich löten und andere die gern Stecker nutzen.
Steckverbinder für Signalleitungen #
- Lipo-Balancer-Kabel sind JST-XH mit 2,54 Pinabstand
- JST – SH: 1,25mm – häufig bei kleinen Flight-Controllern anzutreffen (Whoops), DJI-Airunit
- JST – ZH: 1,5mm – ebenfalls bei einigen FCs zu sehen.
- JST – GH: 1,25mm – Wird z.B. beim TBS Unify Pro Race oder der DJI Air Unit als VTX Konnektor genutzt
- JST – PH: 2,0mm – Stromstecker an Whoop-Batterien
- Molex-Picoblade – Wird als Receiverstecker an einigen FCs genutzt
- – es gibt noch jede Menge anderer Konnektor-Typen. Die obige Liste sind Beispiele und können sich von FC/ESC zu FC/ESC unterscheiden.
Steckverbinder für stromführende Leitungen #
Im FPV Bereich haben sich die Verbinder von Amass durchgesetzt. Diese gibt es in den Ausführungen für eine Dauerbelastung von 30A, 60A, 90A und 150A. Entsprechend heißen Sie XT30, XT60 usw. Bekannt ist jedem der XT60 Stecker am Lipo eines 5 Zoll Copters oder XT30 am 3 Zoll Copter. Interessant sind aber auch XT90S (antispark – Blitzschutz) oder mr30 für den schnellen Austausch von Motoren, wie sie zum Beispiel in der Freedom Spec Klasse geflogen werden.
Mit Whoops werden PH 2.0. Verbinder genutzt. Achtet darauf das ihr eine Version mit soliden Pins erwischt. Es gibt auch ausführungen mit holen Pins die einen höheren Widerstand aufweisen und die Leistung der Whoops begrenzen können. Für stromhungrige Whoops wird der Betafpv BT2.0 Connector empfohlen. Allerdings habt ihr dann nur eine begrenzte Batterieauswahl.
Autor Lunax